Nach einem sehr interessanten Gespräch mit einer jungen Anlegerin bin ich mal wieder auf ein spannendes Thema gestoßen: die Performance Fee oder erfolgsabhängige Vergütung.
Vor einer Anlage in Fonds schauen viele Anleger nur auf die laufenden Kosten (TER).
Aber neben diesen laufenden Kosten eines Fonds verlangen viele Fondsgesellschaften einen Ausgabeaufschlag und einige Fondsgesellschaften zusätzlich eine Performance Fee, wenn sich der Fonds besser entwickelt, als eine bestimmte Zielvorgabe oder ein gewählter Vergleichsindex. Dies soll die Motivation des Fondsmanagements zusätzlich erhöhen.
Daraufhin habe ich mir drei verschiedene Mischfonds (MF) angesehen und ein Blick darauf lohnt sich. Zwei Fonds mit Ausgabeaufschlägen und einer Performance Fee, ein Fonds ohne beides.
1) Wealth Fund - H2 Progressive Vermögensfreunde (LU0939909783)
Ausgabeaufschlag: bis zu 6%
Anlageziel: möglichst hohe Rendite
2) ACATIS VALUE EVENT FONDS A (DE000A0X7541)
Ausgabeaufschlag: bis zu 5%
Anlageziel: langfristiger Wertzuwachs bei geringer Volatilität
3) ARERO - Der Weltfonds (LU0360863863)
Ausgabeaufschlag: keiner
Anlageziel: partizipieren an der Entwicklung der Weltwirtschaft über Abbildung von Indizes
Hier die drei Fonds im Überblick:
Quelle: fondsweb, Vergleich vom 28.11.2022
Alle Fonds haben die gleiche Risikoeinstufung (SRRI 5), die laufenden Kosten gehen aber sehr weit auseinander. Ebenso wie die Fondsvolumen.
Wie ist jetzt die Performance Fee bei den ersten beiden Fonds ausgestaltet?
1) Fangen wir mit dem Wealth Fund H2 PV an. Er hat eine Performance Fee von 20%.
Laut Wesentlicher Anlegerinformation (WAI) ist die Berechnung wie folgt: „20% der Anteilwertentwicklung, sofern der Anteilwert zum Monatsende höher ist als der höchste Anteilwert der vorangegangenen Monatsenden (High Watermark Prinzip)“.
Die Berechnung erfolgt täglich und die Auszahlung monatlich! Sobald also in einem Monat neue, absolute Höchststände erreicht werden, wird die Gebühr an das Management ausgezahlt.
Laut WAI betrug die Performance Fee im Geschäftsjahr 2021 3,03%.
Damit steigen die Kosten des Fonds von 3,96% (laufende Kosten) durch die Performance Fee auf stolze 6,99% für das Geschäftsjahr!
Die Performance des Fonds für 2021 beträgt + 6,7%.
Eine Einmalzahlung von 10.000 € führt bei dem Wealth Fund nach
5 Jahren (22.11.2017 bis 21.11.2022) bei einem Ausgabeaufschlag von 6% zu einem nicht überzeugenden Endwert von
9.369 € (-6,3%):
Quelle: fondsweb, Chart vom 22.11.2017 bis 21.11.2022 bei Einmalzahlung von 10.000 € und 6% AA
Der Fonds hat sich im 5-Jahres-Zeitraum im Risiko-Rendite-Chart (RRC) seines Sektors schlechter als der Durchschnitt entwickelt. Sowohl bei der Rendite (unter der waagerechten, gestrichelten Linie), als auch bei der Volatilität (rechts von der waagerechten, gestrichelten Linie).
Quelle: fondsweb, Chart vom 28.11.2022
2) Der zweite Fonds ist der ACATIS VALUE EVENT FONDS A. Dieser Fonds hat ebenfalls eine Performance Fee von 20%.
Laut WAI erfolgt die Berechnung so: „Bis zu 20% der vom Fonds in der Abrechnungsperiode erwirtschafteten Rendite über dem Referenzwert (Wertsteigerung in der Abrechnungsperiode um 6% und im Vergleich zum bisherigen Höchststand des Anteilwerts am Ende der fünf vorangegangenen Abrechnungsperioden).
Auch hier erfolgt die Berechnung täglich. Sobald der Fonds über 6% gegenüber alten Höchstständen steigt, erfolgt eine Auszahlung am Geschäftsjahresende an das Management. Diese ist allerdings bei 10% des Nettoinventarwertes gedeckelt.
Laut WAI betrug die Performance Fee im letzten Geschäftsjahr 1,75%.
Damit steigen die Kosten des Fonds von 1,80% (laufende Kosten) durch die Performance Fee des Fonds auf 3,55% für das Geschäftsjahr 2020/2021!
Die Performance für 2021 beträgt + 9,1%.
Nach 5 Jahren (22.11.2017 bis 21.11.2022) mit einer Einmalzahlung von 10.000 € und einem Ausgabeaufschlag von 5% liegt der Wert heute bei
12.300 € (+ 12,3%):
Quelle: fondsweb, Chart vom 22.11.2017 bis 21.11.2022 bei Einmalzahlung von 10.000 € und 5% AA
Der Fonds liegt im RRC bei der Rendite deutlich über dem Durchschnitt seines Sektors, allerdings bei höherer Volatilität.
Quelle: fondsweb, Chart vom 28.11.2022
3) Nun kommen wir zu dem Fonds ohne Ausgabeaufschläge und Performance Fees, dem ARERO - Der Weltfonds. Dieser Fonds wird passiv gemanagt und kommt daher ohne hohe Fondskosten aus.
Laut WAI liegen die laufenden Kosten plus Performance Fees des Fonds bei 0,50% für das Geschäftsjahr 2021.
Die Performance für 2021 beträgt + 9,9%.
Über 5 Jahre (22.11.2017 bis 21.11.2022) mit einer Einmalzahlung von 10.000 € liegt der Wert heute bei
12.663 € (+ 12,7%):
Quelle: fondsweb, Chart vom 22.11.2017 bis 21.11.2022 bei Einmalzahlung von 10.000 €
Der Fonds liegt im RRC
über dem Durchschnitt. Bei der Rendite eher knapp, bei der Volatilität sind sie allerdings deutlich besser als der Durchschnitt.
Quelle: fondsweb, Chart vom 28.11.2022
Hier noch die kumulierte Performance aller drei Fonds im Vergleich (ohne Berücksichtigung von Ausgabeaufschlägen):
Noch zwei kurze Anmerkungen vor dem Fazit:
Erstens: Das hier ist keine wissenschaftliche Analyse, in der ich versuche, einen regelmäßigen Nachteil von Performance Fees nachzuweisen. Ich bin zufällig über EFS und Mahrberg auf den Wealth Fund in Liechtenstein gestoßen und habe ihn mir näher angesehen. Zum Vergleich habe ich dann einen deutschen Fonds mit Performance Fee und einen eher passiven Fonds ohne Ausgabeaufschlag und Performance Fee zufällig ausgewählt. Erst dann habe ich mir die Performance der letzten 5 Jahre angesehen.
Zweitens: Natürlich ist dies auch keine Anlageberatung für die betrachteten Fonds! Der Vergangenheits-Vergleich hilft, um sich eine bisherige Performance anzusehen, allerdings lässt sich keine sichere Aussage für die Zukunft daraus ableiten.
Mein Fazit aus diesem Vergleich:
1) In steigenden Märkten sind Performance Fees ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor
Viele Anleger haben diese zusätzlichen Fees nicht im Blick. Die Kosten einschließlich der Performance Fee steigen zum Teil sehr deutlich. In unseren Beispielen beträgt allein für 2021 die Performance Fee 3,03% und 1,75%. Es macht daher absolut Sinn, sich vor dem Kauf eines Fonds mit allen Kosten vertraut zu machen.
2) Die Ausgestaltung der Performance Fee kann sehr unterschiedlich sein
Bei dem ersten Fonds wird jeder neue, absolute Höchststand des Fonds täglich gebucht und monatlich ausgezahlt.
Beim zweiten erfolgt auch eine tägliche Buchung, eine jährliche Auszahlung, es wird nur 5 Jahre zurück gesehen, aber dafür gibt es eine Hürde von 6% und einen Deckel.
3) Die Wahrscheinlichkeit hoher Renditen nimmt mit hohen Kosten ab
Je höher die gesamten Kosten eines Fonds steigen, also Ausgabeaufschlag + laufende Kosten + Performance Fee, desto weniger wahrscheinlich ist über einen längeren Zeitraum eine gute Rendite für die Anleger.
Fast alle Fondsgesellschaften mit einem aktiven Fondsmanagement schaffen es über längere Zeiträume ab 3-5 Jahren nicht, den Referenzindex zu schlagen (vgl. hierzu S&P Dow Jones Indices, Spiva U.S. Scorecard als Beispiel für den US-Markt). Erzielt ein Index beispielsweise eine Rendite von 5% und der Fonds hat jährliche Kosten von 4%, so muss er regelmäßig eine Rendite von über 9% erzielen, um den Index zu schlagen. Nur in einzelnen Jahren schaffen dies einige der Fonds.
Allerdings erzielt der Fonds von Acatis trotz der eher hohen Kosten auch über 5 oder 10 Jahre eine wirklich gute Performance, die ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlages sogar über dem Arero liegt.
Ich werfe auch immer einen Blick auf die Fondsvolumen. Die wirklich großen Fondsvolumen über 1 Mrd. Euro sind häufig das Resultat einer guten Performance im jeweiligen Segment. Allerdings wäre es auch klug, sich die Entwicklung des Volumens ansehen. Manche Fonds sind einfach zu groß geworden oder haben ein neues Management und schaffen dann die frühere, sehr gute Performance nicht mehr. Dauerhaft kleine Fonds sind häufig eher teurer, da sich die Kosten auf weniger Fondsvolumen verteilen und das Risiko einer Fondsschließung ist ebenfalls höher.
Bei der Analyse bestehender Investments meiner Kunden sind die Kosten immer ein zentrales Thema, genau wie bei der Beratung einer Neuanlage.
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Dipl.-Kfm. Christian Schmitz
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